#HistoryMasche: Islamische Sockentradition – Fußbekleidung aus der Abbasiden-Ära

18.09.2025

Socken? Für uns heute ein Alltagsgegenstand, oft unscheinbar und selbstverständlich. Doch in der Textilgeschichte können sie ganze Geschichten erzählen – über Gesellschaft, Handwerk und Kultur. Besonders spannend wird es, wenn wir ins 9. Jahrhundert zurückblicken, in die Blütezeit der Abbasiden-Dynastie, als Bagdad und Fustāt (im heutigen Ägypten) zu Zentren von Wissenschaft, Kunst und Handwerk erblühten.


📜 Historischer Kontext

Die Abbasiden-Herrschaft (750–1258 n. Chr.) gilt als "Goldenes Zeitalter" des Islam. Während in Europa noch das frühe Mittelalter dominierte, entwickelten sich in Bagdad Bibliotheken, Werkstätten und Handelszentren von internationalem Rang. Textilien hatten eine besondere Bedeutung – sie waren Handelsware, Statussymbol und religiös aufgeladene Kulturgüter.

🏺 Archäologische Funde

In Fustāt und Bagdad stießen Archäolog:innen auf Abbildungen und Fragmente, die zeigen: Socken waren Teil des alltäglichen wie auch des zeremoniellen Lebens. Besonders Sopdet-Keramikfunde aus Ägypten belegen Darstellungen von Socken mit farbigen Ornamentbändern – datiert um das Jahr 800 n. Chr.

Diese Socken waren nicht einfach nur "Fußwärmer", sondern kunstvoll gestaltet, oft mit geometrischen Mustern und leuchtenden Farben.

🎨 Farben und Symbolik

Die Färbetechniken jener Zeit zeigen, wie raffiniert die Abbasiden im Umgang mit Naturfarben waren:

  • Indigo – tiefes Blau, oft Symbol für Wissen und Schutz.

  • Safran – warmes Gelb-Orange, Luxusfarbe, die mit Wohlstand verbunden war.

  • Pflanzliche Pigmente – Rot- und Grüntöne aus Granatäpfeln, Henna oder Blättern.

Farben waren mehr als Dekoration – sie hatten soziale und kulturelle Bedeutung und spiegelten die Wertschätzung für textile Handwerkskunst wider.

🧪 Herstellungstechniken

Die genaue Technik ist bis heute Gegenstand der Forschung. Klar ist:

  • Viele Funde deuten auf Nadelbinden hin – eine sehr alte Technik, die Stricken ähnelt, aber mit einer einzigen Nadel ausgeführt wird.

  • Teilweise lassen sich auch frühe Strickmethoden rekonstruieren, bei denen verschiedene Nadeln für Musterwechsel genutzt wurden.

  • Besonders faszinierend: Die Wechselmethoden von Fäden und Nadeln waren so komplex, dass Archäolog:innen erst heute mit moderner Technik verstehen, wie die Muster entstanden.

👣 Wer trug diese Socken?  

Socken waren nicht nur funktional, sondern auch ein soziales Symbol.

  • Im Alltag nutzte man einfachere Modelle, meist naturbelassen oder schlicht gefärbt.

  • In wohlhabenden Haushalten und bei Festen jedoch dienten verzierte Socken als Statussymbol.

  • Manche Muster und Farben waren sogar mit religiösen Bedeutungen verknüpft.

So zeigt sich: Auch die Wahl der Fußbekleidung konnte Prestige ausdrücken.

🏛️ Moderne Rekonstruktionen  

Archäolog:innen und Textilmuseen arbeiten daran, diese Traditionen sichtbar zu machen. Mit Hilfe von Farbproben und alten Fragmenten entstehen Nachbildungen, die heute in Sammlungen wie im Textilmuseum Kairo oder europäischen Forschungseinrichtungen zu sehen sind. Dabei wird auch experimentell gearbeitet: Handarbeitsgruppen rekonstruieren Techniken mit Indigo- und Safranfarben, um das historische Erlebnis lebendig werden zu lassen.


✨ Mein Fazit

Die islamische Sockentradition der Abbasiden-Ära zeigt eindrucksvoll, dass selbst kleinste Kleidungsstücke ein Fenster in vergangene Kulturen sein können. Farben, Muster und Techniken erzählen Geschichten von Handel, Religion und sozialem Status. Und vielleicht erinnern sie uns daran, dass auch unsere gestrickten Wollsocken mehr sind als nur praktische Begleiter – sie sind Teil einer langen, faszinierenden Maschen-Geschichte.

Habt ihr schon einmal historische Sockenmuster nachgearbeitet oder würdet ihr euch eine Rekonstruktion der Abbasiden-Socken vorstellen können? 
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Von Bagdad bis ins Heute – Socken erzählen Geschichten, die weit über unsere Schuhsohlen hinausreichen. 

Alles Liebe,
Deine Kathrin 🌸 


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