#HistoryMasche: Nordafrikanisches Doppelnadel-Stricken im Mittelalter

25.08.2025

Stricken im Mittelalter? Ja – und zwar deutlich früher, als viele denken. Bereits zwischen 1100 und 1300 n. Chr. entstanden in Nordafrika fein gearbeitete Socken auf zwei Nadeln, oft mit präzisen, geometrischen Mustern. Diese Technik galt lange als Vorläufer des modernen Strickens – wurde jedoch oft unterschätzt. Dank Funden aus Ägypten und der Sammlung des Victoria and Albert Museums (V&A) rückt sie heute wieder ins Licht. 


🧦 Ein seltenes Textilerbe: Die Socken von Fustat

Ein besonderer Fundort: Fustat, das mittelalterliche Kairo.
Hier wurden bei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert mehrere Paar Socken aus dem 12.–14. Jahrhundert entdeckt – vollständig erhalten und mit auffälligen Farbmustern (v. a. geometrische Streifen, Rauten und Bögen).

Die Besonderheiten:

  • Gestrickt mit zwei Nadeln, nicht gehäkelt oder genadelt

  • Garn: meist Baumwolle oder feine Wolle, gefärbt mit Indigo oder Granatapfel

  • Farbwechseltechnik durch Nadelrotation, nicht durch Intarsien oder Fair Isle

  • Besonders gut erhaltene Stücke: im V&A Museum, London

🧶 Technik: Doppelnadel & Nadelwechsel

Diese frühe Stricktechnik unterscheidet sich in mehreren Punkten:

  • Gestrickt wurde in Reihen, nicht in Runden

  • Es kamen zwei Nadeln zum Einsatz, oft mit spitz zulaufenden Enden

  • Farbmuster wurden durch Wechsel der Strickrichtung und Nadelführung erzeugt

  • Die Muster waren nicht bloß Zierde – sie zeigten oft sozialen Status oder Familienzugehörigkeit

Die präzise Ausarbeitung lässt auf eine ausgereifte Handwerkstradition schließen – vermutlich weitergegeben in Werkstätten oder innerhalb von Familien.

🪔 Vom Fund zur Rekonstruktion

Rekonstruktionen dieser Techniken wurden u. a. von:

  • Dr. Gillian Vogelsang-Eastwood (TextielMuseum, NL)

  • Ruth Holroyd (V&A Research)

  • Privaten Living-History-Gruppen aus England, Marokko & Spanien

Die Herausforderung: Die Fadenführung weicht von klassischen europäischen Methoden ab.
Besonders spannend: Maschenstruktur ist symmetrisch, aber mit verdrehten Spannfäden – ähnlich wie bei Mosaikstricken oder Tapestry Crochet.


⏳ Mein Fazit: Eine Geschichte in Maschen

Das mittelalterliche Doppelnadel-Stricken Nordafrikas ist ein faszinierender Beleg dafür, dass unsere textile Geschichte nicht an Landesgrenzen endet.
Wer sich mit historischen Techniken beschäftigt, entdeckt nicht nur alte Maschen, sondern auch vernetzte Kulturen, vergessene Hände und lebendige Traditionen.
Manchmal liegt die Innovation in der Vergangenheit. 🧶

Kanntest du diese Technik? 

Hast du Lust, sie einmal auszuprobieren oder mit moderner Wolle neu zu interpretieren?
📜 Teile deine Gedanken, Ideen oder Nachstrickversuche mit dem Hashtag #HistoryMasche – oder diskutiere mit uns in der Facebook-Gruppe über textile Geschichte.


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Bis zur nächsten Maschenzeitreise –
mit Faden, Forschergeist und Freude am Alten. 

Deine Kathrin 🌸