#HistoryMasche: Zweiter Weltkrieg: Tarnnetz-Stricken für U-Boote

Wie britische Heimstrickerinnen mit Maschen gegen den Krieg kämpften
Wenn wir ans Stricken denken, denken wir oft an warme Pullover, bunte Schals oder dekorative Accessoires. Doch in den dunkelsten Zeiten der Geschichte wurde das Stricken zu einer kriegswichtigen Tätigkeit – etwa beim Anfertigen von Tarnnetzen für Schiffe und U-Boote während des Zweiten Weltkriegs.
🪖 Stricken als ziviler Kriegsbeitrag
Bereits im Ersten Weltkrieg waren Strickaktionen für Soldaten weit verbreitet. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde Stricken zu einer bedeutenden Aufgabe für die zivile Bevölkerung – insbesondere für Frauen. Neben Socken, Helmmützen und Pullovern für Soldaten entstanden auch grobe Tarnnetze, die mit Strick- oder Knüpftechniken hergestellt wurden.
Die britische Regierung rief gezielt zu "Knitting for Victory" auf – eine Bewegung, bei der tausende Frauen in Heimarbeit versuchten, den Frontalltag mit Nadel und Faden zu unterstützen. Teil dieser Initiative war das Herstellen von Tarnvorrichtungen.
🧶 Tarnnetze – nicht gehäkelt, nicht gestrickt?
Tatsächlich waren die Netze meist geknotet, teilweise aber auch mit strickähnlichen Techniken gefertigt. Die Basis bildete ein grobes Netz aus Jute, Sisal oder anderen Pflanzenfasern, das in bestimmten Bereichen mit Garnresten oder Stoffstreifen "verkleidet" wurde, um die Sichtbarkeit von Objekten wie U-Boot-Kuppeln, Schiffsaufbauten oder Lagereinrichtungen zu minimieren.
Dabei half das Strickwissen auf erstaunliche Weise:
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Maschenstrukturen wurden genutzt, um unregelmäßige Flächen zu imitieren.
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Farbverläufe und Texturen wurden gezielt eingesetzt, um Lichtreflexionen zu brechen.
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Die Arbeit erfolgte nach Anleitungen, die über Frauennetzwerke, Gemeindehäuser und Handarbeitsvereine verbreitet wurden.
🔍 Historische Quellen & Belege
Historiker:innen fanden zahlreiche Belege für die Beteiligung von Strickerinnen an der Kriegslogistik. In Archiven des britischen Verteidigungsministeriums finden sich:
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Anleitungen für sogenannte "net garnishes" (Netzverzierungen),
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Hinweise auf Schulungen zur "Knitting Camouflage",
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Briefe von Frauen, die "in duty of camouflage netting" arbeiteten.
Auch in den USA gab es ähnliche Initiativen, dort unter dem Begriff "Home Front Production". Hier wurde jedoch meist industriell geknüpft – in Großbritannien hingegen blieb das Handwerk Teil der Frauenbewegung und der zivilen Kriegsanstrengung.
✍️ Die Technik dahinter
Die Tarnnetze bestanden aus Netzgrundlagen, die häufig in Rahmen gespannt und in vielen kleinen Quadraten gearbeitet wurden. Diese wurden dann zusammengenäht oder verflochten.
Ein besonders spannender Aspekt war das Einflechten von Garnstücken, ähnlich der Technik beim Stranded Knitting (Fair Isle) – nur gröber, unregelmäßiger, mit dem Ziel, natürliche Formen nachzuahmen.
In einzelnen Fällen kamen auch:
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Makramee-Techniken
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grobe Rechts-Links-Maschen
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und sogar provisorische Strickschlaufen zum Einsatz, etwa um "hängende" Textur zu erzeugen.
📅 Was davon bleibt?
Heute sind kaum Originalstücke erhalten – die meisten Tarnnetze wurden nach dem Krieg verbrannt oder recycelt. Umso wichtiger ist es, dieses Kapitel der Textilgeschichte wachzuhalten.
In der modernen Handarbeit gibt es Camouflage-Garne, strukturierte Netzmuster oder Outdoor-Inspirationen, die an diese Vergangenheit anknüpfen – meist ohne zu wissen, wie tief die Wurzeln tatsächlich reichen.
📜 Mein Fazit: Maschen mit Mission
Ob mit groben Jutefasern oder feinem Baumwollgarn – Stricken hatte im Krieg mehr als nur eine wärmende Funktion.
Die Geschichte der Tarnnetz-Strickerinnen zeigt, wie vielseitig Handarbeit sein kann – zwischen Überleben, Solidarität und strategischer Wirkung.
Und sie inspiriert auch heute noch:
Warum nicht ein Design im Camouflage-Stil, das bewusst mit alten Techniken spielt?
Oder ein Statement-Projekt über Friedensarbeit mit Nadel und Faden?
💬 Was denkst du über diese ungewöhnliche Seite der Strickgeschichte?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Manche Geschichten liegen gut verborgen – bis wir sie Masche für Masche wieder ans Licht holen.
Deine Kathrin 🌸